Milchinhaltsstoffe
Die Resultate der monatlichen Milchleistungsprüfungen stehen in vielen Milchviehbetrieben 11 Mal im Jahr zur Verfügung. Die individuelle Zellzahl ist dabei der beste Parameter für die Überwachung der Eutergesundheit (siehe Kapitel Mastitis). Mit den Harnstoff-, Eiweiss- und Fettgehalten lässt sich die Fütterung überprüfen. Dafür ist der Durchschnittswert aller Kühe jedoch nicht die geeignete Grösse.
Der Harnstoffgehalt ist das Mass für das Verhältnis zwischen dem pansenabbaubaren Eiweiss und der pansenabbaubaren Energie. Werte über 30 mg/dl zeigen einen relativen Eiweissüberschuss an, Werte unterhalb 15 mg/dl einen relativen Eiweissmangel. Die Harnstoffgehalte allein geben keine Hinweise auf die absolute Eiweissversorgung. Sinnvollerweise unterteilt man die Herde in zwei Gruppen. Die erste enthält die Kühe, welche kein Kraftfutter erhalten (Bsp: Kühe mit einer Leistung bis 20 kg). Sie zeigt uns an, ob das Verhältnis zwischen Eiweiss und Energie im Grundfutter stimmt. In der zweiten Gruppe sind die anderen Kühe. Daraus können wir ableiten, ob das richtige Ausgleichs- oder Leistungsfutter eingesetzt wird (siehe Beispiel Abb. 1). Hohe Harnstoffgehalte sind ein Anzeichen für eine unnötig starke Leberbelastung mit negativen Folgen speziell auf die Immunabwehr. Bei tiefen Harnstoffgehalten schöpfen die Tiere ihr Leistungspotential nicht aus.
Der Eiweissgehalt darf nur in Kombination mit der Milchleistung beurteilt werden. In jedem Betrieb und bei jeder Fütterung ist es so, dass Kühe mit hoher Leistung einen tieferen Eiweissgehalt aufweisen als Kühe mit niedriger Leistung. Das Niveau des Gefälles variiert aber je nach Ration. Von guten Eiweissgehalten sprechen wir, wenn im Durchschnitt der Herde bis zu einer Tagesleitung von 30 kg ein Eiweissgehalt von mindestens 3.2 % gemolken werden kann. Wird die 3.2 %-Grenze bereits bei tieferen Leistungen erreicht, so ist dies ein Indiz für eine ungenügende Produktion von Mikrobeneiweiss im Pansen (siehe Beispiel Abb. 2). Der häufigste Grund dafür ist eine ungenügende Energieversorgung der Pansenmikroben. Nur bei sehr tiefen Milch-Harnstoffgehalten ist fehlendes pansenabbaubares Protein dafür verantwortlich, weil in diesem Fall das pansenabbaubare Protein der limitierende Faktor für die Produktion des mikrobiellen Eiweiss im Pansen darstellt.
Die Fettgehalte sind speziell während den ersten 100 Laktationstagen interessant. Hohe Fettgehalte Anfangs Laktation (> 4.5 %) deuten darauf hin, dass die Kuh zuviel Körperfett mobilisiert. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Prinzipiell nimmt die Kuh im Verhältnis zu ihrer Milchleistung zu wenig Energie auf. Entweder wird ihr zu wenig (energiereiches) Futter vorgesetzt oder sie hat zu wenig Appetit. Tiefe Fettgehalte (< 3.5 %) sprechen für eine Fermentationsstörung im Pansen. Die subakute Pansenazidose ist die bekannteste davon. Es gibt viele potentielle Ursachen für diese Störung: Strukturmangel in der Ration, falsche Futtermittelreihenfolge, kein Anfüttern vor der Abkalbung, zu grosse Kraftfutterportionen etc. (siehe Beispiel Abb. 3).