Fütterung
Als Wiederkäuer besitzt die Kuh vier verschiedene Mägen. Kühe, welche dauernd Zugang zu Futter haben, nehmen ungefähr 10 - 12 Mahlzeiten pro Tag von circa ½ Stunde Dauer zu sich. Dabei wird das Futter, ohne es gross zu kauen, wenig eingespeichelt, herabgeschluckt und gelangt in den ersten Magen, Pansen genannt.
Pansen (Rumen)
Es ist der weitaus grösste Magen (bis 200 Liter Fassungsvermögen) und eine regelrechte Gärkammer. Millionen von Bakterien, Einzellern (und Pilzen) sind damit beschäftigt, das Futter zu verarbeiten. In einem gut funktionierenden Pansen beobachtet man drei Schichten. Zuoberst ist eine Gasschicht, dann folgt eine relativ feste Phase und zuunterst befindet sich die wässerige Schicht. Starke Muskelschichten in der Pansenwand sorgen durch ihre koordinierten Kontraktionen für die notwendige Umwälzung. Circa drei Mal innerhalb zwei Minuten kann man solche Kontraktionswellen hören. Der pansenabbaubare Anteil der Futtermittel wird hier von den Mikroben zu sehr kleinen Bestandteilen verarbeitet. Diese können entweder passiv via Pansenwand in die Blutbahn gelangen oder die Mikroben verwenden die Bestandteile für ihr eigenes Wachstum und Vermehrung, in dem sie beispielsweise neue Eiweisse aufbauen. Sämtliche enzymatische Aktivitäten im Pansen gehen von den Mikroben aus. Der Pansen selbst produziert keine Verdauungsenzyme.
Netzmagen (Reticulum)
Der Netzmagen ist bedeutend kleiner als der Pansen und er erfüllt die Funktion des Pförtners für den Pansen. Er „siebt“ die kleinen Futterbestandteile heraus und gibt sie weiter an den nächsten Magen. Die grösseren Bestandteile verbleiben im Pansen und werden während der Wiederkauphase in kleineren Bällchen ins Maul regurgitiert. Nach circa 50 – 60 Wiederkauschlägen, in denen das Futter zerkleinert und eingespeichelt wird, schluckt die Kuh den Futterbolus wieder hinunter und er gelangt erneut in den Pansen, wo er sich mit dem anderen Inhalt vermischt und umgewälzt wird.
Blättermagen (Omasum)
Vom Netzmagen gelangt das Futter in den Blättermagen. Seine Funktion ist das Entwässern des Futters und Bereitstellen für den nächsten Magen.
Labmagen (Abomasum)
Der Labmagen ist der eigentliche Magen. Hier wird das Futter wie beim Monogastrier eingesäuert und enzymatisch verdaut. Die Enzyme werden von der Magenwand produziert.
Dünndarm
Im ersten Abschnitt des Dünndarms (Zwölffingerdarm, Duodenum) wird der saure Futterbrei neutralisiert und darmeigene oder in der Bauchspeicheldrüse produzierte Verdauungsenzyme bauen die Nährstoffe weiter ab. Die Gallenflüssigkeit hat unter anderem die Funktion, wasserunlösliche Fetttröpfchen zu emulgieren, sie damit in Lösung zu bringen und somit die Verdauung durch das Enzym Lipase zu ermöglichen. Auch in den weiteren Abschnitten des Dünndarms (Leerdarm, Jejunum und Hüftdarm, Ileum) werden Verdauungsenzyme produziert, um die Spaltung des Futterbreis möglichst zu Ende zu führen. Gleichzeitig werden die verdauten Nährstoffe in der Regel durch spezialisierte Transportmechanismen ins Blut oder in die Lymphe resorbiert. Im Dünndarm sind im Normalfall praktisch keine Bakterien zu finden.
Dickdarm
Der Dickdarm ist in drei Abschnitte aufgeteilt. Seine Aufgabe besteht hauptsächlich darin, noch nicht aufgeschlossene Nahrungsbestandteile durch Bakterien abzubauen, Nährstoffe zu resorbieren und insbesondere dem Futterbrei die Flüssigkeit zu entziehen. Der erste Abschnitt ist der Blinddarm (Caecum). Er ist ein blind endender Darmabschnitt. Danach folgt der Grimmdarm (Colon), welcher bei der Kuh auf einer „Scheibe“ kreisförmig nach innen und dann wieder nach aussen verläuft. Der letzte Teil des Verdauungsapparates bildet der Enddarm (Rektum).